20 Jahre PDUM

Darmstadt/Griesheim, 30. Mai 2024. Mit rund 100 Gästen, darunter Politprominenz, der Konsul der Ukraine in Frankfurt und Freunde aus Darmstadts Partnerstadt Uzhhorod, hat der PDUM am 25. Mai im Griesheimer PDUM-Depot sein 20-jähriges Bestehen gefeiert.

Kaum hatte der 31. Hilfsgütertransport in der vorangegangenen Woche voll bepackt den Parkplatz des Depots im früheren Supermarkt Am Bahnhof 27 verlassen, begannen auch schon die Vorbereitungen für das große Fest. Noch reichlich vorhandene Sachspenden mussten beiseite geräumt und der Fußboden grundgereinigt werden. Biertischgarnituren waren aufzustellen und zu dekorieren, Technik zu installieren. Als die Gäste am frühen Nachmittag eintrafen, war das Depot nicht wiederzuerkennen.

 

Vorbereitete Namensaufkleber und ein Glas Sekt zur Begrüßung sorgten für einen entspannten Start in das von Vorstandsmitglied Claudia Ehry moderierte, gut zweistündige Jubiläumsprogramm. Für wohltuende Auflockerung zwischen den Reden und Grußworten sorgten Vorstandsmitglied André Wunder mit Videoeinspielungen und Sängerin Bohdana, die mit geschickter Liedauswahl die ukrainische Seele berührte und den Saal zum Tanzen brachte.

 

Humanitäre und strukturelle Unterstützung

Keine Feier ohne Reden. In seinem Rückblick auf die vergangenen 20 Jahre – genau genommen sind es 21 Jahre, denn im vergangenen Jahr konnte wegen hoher Arbeitsbelastung nicht gefeiert werden – benannte Vereinsgründer Dr. h. c. Ulrich Wissmann Meilensteine in der Vereinsgeschichte. Dazu zählen humanitäre Aktivitäten wie der Spendenaufruf „33 Betten für 33 Omis und Opis“ zugunsten eines Altenheims in Moldova oder die mehrere Jahre dauernde Weihnachtspäckchenaktion mit dem Radio-Sender Antenne Bayern sowie regelmäßige Lebensmittelspenden an bedürftige Menschen in beiden Ländern.

 

Parallel dazu sei es dem Verein immer ein Anliegen gewesen, die Lebensbedingungen der Menschen durch Strukturmaßnahmen nachhaltig zu verbessern. Mit nicht geringem Stolz verwies Wissmann auf die Gründung eines Informations-, Bildungs- und Begegnungszentrums in Darmstadts Partnerstadt Uzhhorod, für das der PDUM 2021 eine Förderzusage vom Auswärtigen Amt der deutschen Bundesregierung erhalten hatte (die 2023 und 2024 verlängert wurde). Nicht zuletzt hatte der PDUM einige Jahre zuvor dazu beigetragen, die 30-jährige, unterwegs ermüdete Partnerschaft zwischen Darmstadt und Uzhhorod in einem zweijährigen Begegnungs- und Projektfindungsprozess – ebenfalls von der Bundesregierung unterstützt – neu zu beleben. Abschließend dankte Wissmann den Vereinsmitgliedern und allen Helferinnen und Helfern für ihr Engagement und versprach: „Wir machen weiter – mit Herz und Verstand.“

 

Die Zeichen der Zeit nicht verharmlosen

Dankbar für die vom Verein bislang geleistete Arbeit und entschlossen, diese tatkräftig fortzusetzen, zeigte sich der am Vorabend von den Vereinsmitgliedern neu gewählte Vorsitzende Jochen Partsch, bis Juni vergangenen Jahres Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt. Er könne sich auf ein starkes Team verlassen, und sein Vertrauen habe auch der neue Beirat, der ebenfalls auf der Mitgliederversammlung „mit dem besten Sprecher, den man sich vorstellen kann, Ulrich Wissmann“, gegründet worden war, wie Partsch betonte. Zur aktuellen politischen Lage mahnte er, die Zeichen der Zeit nicht zu verharmlosen. Zerstörerische Kräfte befänden sich „im Kampfmodus“ und seien zu allem bereit.

 

Zehntausende Ukrainerinnen und Ukrainer seien seit dem russischen Überfall schon getötet worden, 18 Millionen geflohen, Familien habe der Krieg auseinandergerissen. Die Stärke des PDUM sieht er in der „Verbindung von humanitärer Hilfe und einer klaren politischen Analyse“. Am Wiederaufbau der Ukraine werde bereits gearbeitet. Mit Experten für Wohnungsbau, Wirtschaft und Infrastruktur sei man im Gespräch, ebenso mit den beiden Stadtverwaltungen, der Stadtgesellschaft und dem Sozialbereich. Aber auch für Deutschland und Europa gehe es um viel, meinte Partsch: „Wir lernen gerade, für Demokratie und Freiheit auf die Straße zu gehen, zu kämpfen.“

 

Unterstützung vom Europäischen Parlament

Michael Gahler, Mitglied des Europäischen Parlaments, sah ebenfalls dunkle Wolken auf Europa zukommen, wenn es nicht gelinge, die Feinde abzuwehren. „Wir wollen, dass die Ukraine auch für uns diesen Krieg gewinnt!“ Andernfalls habe dies nicht auszumalende Konsequenzen auch für alle anderen Teile Europas. Das Europäische Parlament stehe zu 90 Prozent hinter der Ukraine. Zum Ende der Wahlperiode habe es ein 50-Milliarden-Programm zugunsten des Landes verabschiedet, das nun schrittweise umgesetzt werde. Es sei „schrecklich, jeden Tag diese russischen Verbrechen zu sehen“. Man müsse alles tun, was möglich sei, und „liefern, was zu liefern ist“. Eines Tages sollen die geflohenen Ukrainer zurückkehren können „in dieses großartige Land, das wir auf dem Weg in die Europäische Union begleiten“.

 

Hilfreiche Zusammenarbeit

Die Glückwünsche des ukrainischen Generalkonsulats in Frankfurt überbrachte Konsul Taras Zholubak. Auch er zeichnete ein düsteres Bild vom aktuellen Zustand der Ukraine. Laut seinen jüngsten Zahlen gebe es 3,7 Millionen Binnenflüchtlinge und fast 15 Millionen Bedürftige, davon drei Millionen Kinder. Das staatliche Sozialsystem der Ukraine arbeite an der Grenze seiner Möglichkeiten. Gut sei es daher, dass es Organisationen gebe, die direkt mit Partnern in der Ukraine zusammenarbeiten, wie es im Austausch zwischen PDUM und dem befreundeten Partnerschaftsverein Uzhhorod-Darmstadt PVUD in Uzhhorod der Fall sei. Abschließend versprach Zholubak, dem PDUM jede mögliche Unterstützung zukommen zu lassen.

 

Städtepartnerschaften wichtiger denn je

Stellvertretend für Hessens Sozialministerin Heike Hofmann lobte Staatssekretärin Manuela Strube den PDUM, indem sie auf den russischen Angriff zurückblickte: „Sie wurden sofort aktiv und haben spontan geholfen; sie sammelten Geld- und Sachspenden für die Ukraine, organisierten Hilfstransporte und halfen Geflüchteten, bei uns anzukommen.“ Die hessische Landesregierung habe einen Ukraine-Aktionsplan aufgelegt, berichtete Manuela Strube weiter. Unter dem Titel „Solidarität mit der Ukraine, Frieden in Europa, Hessen hilft“ informiere der Plan detailliert über die hessische Strategie im Umgang mit den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine.

 

Mit dem Generalkonsulat in Frankfurt stehe man in regelmäßigem, vertrauensvollem Austausch. Nicht minder wichtig sei die Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene. Städtepartnerschaften mit europäischen Städten seien wichtiger denn je geworden. Insbesondere junge Menschen müssten die Zusicherung erhalten, dass sie weiterhin in Frieden, Freiheit und Demokratie leben können. Die Europäische Union unterstütze diesen Anspruch, indem sie den Austausch von jungen Menschen in Schulen und Jugendzentrum mit nahezu 100 Prozent finanziere, ließ die Staatssekretärin abschließend wissen.

 

Ein mutmachender Verein

„Wir haben Ihnen sehr viel zu verdanken“, würdigte Darmstadts Bürgermeisterin Barbara Akdeniz die Verdienste des PDUM. Auf der Basis eines vorhandenen Netzwerks habe der Verein „mit großem Engagement“ Hilfe geleistet, „die auch wirklich dort ankommt“. Speziell sprach sie eine Lieferung des Darmstädter Klinikums an das Krankenhaus in Uzhhorod an, die der erste Hilfstransport des PDUM unmittelbar nach Ausbruch des Krieges ermöglicht hatte. Auch wolle sie darauf hinweisen, „wie notwendig Ihre Initiative für die Menschen ist, die bei uns in Darmstadt auch einen Ort zum Leben gefunden haben, die wir aufgenommen haben und denen wir hoffentlich eine gute Heimat bieten können“. Der PDUM mache den Menschen Mut. Er positioniere sich in einer Zeit, in der es umso notwendiger sei, sich für Solidarität und respektvolles Miteinander einzusetzen. Ihr Hoffen galt den Ukrainerinnen und Ukrainern, die zurückkehren und in Frieden leben wollen, „dass sie das bald auch realisieren können“

 

Teil der Griesheimer Kulturlandschaft

Stadträtin Christine Stecklum-Mühle überbrachte in Vertretung des verhinderten Bürgermeisters Geza Krebs-Wetzl die Glückwünsche der Stadt Griesheim zum Jubiläum und bedankte sich für das Engagement. Nicht nur durch seine Beteiligung am Volksfest „Griesheimer Zwiebelmarkt“ sei der Verein aktiver Bestandteil der Griesheimer Kulturlandschaft. Auch die gastfreundliche Atmosphäre sei zu erwähnen. Noch deutlich vor Augen war ihr die frühe Sammlung in der Griesheimer Wagenhalle, die einen solchen Ansturm an Hilfsbereitschaft hervorgerufen hatte, dass sie vorzeitig nach zwei Tagen abgebrochen werden musste. Sie selbst helfe fast an jedem Sammeltag im Depot, nehme dort Lebensmittel, Kleidung, Tierfutter, Geschirr, Medikamente, auch Fahrräder und andere Sachspenden entgegen und empfinde dies als höchst befriedigende Tätigkeit. Dem Verein wünschte sie mit warmem Herzen alles Gute für die Zukunft.

 

Umschlagplatz „Eulennest“

Die PVUD-Vorsitzende Dr. Viktoriya Syno aus Uzhhorod, die spontan als versierte Übersetzerin eingesprungen war, freute sich in ihrer Großbotschaft über die gute Zusammenarbeit der beiden Partnerschaftsvereine PVUD und PDUM. In Uzhhorod profitiere davon die Wohltätigkeitsorganisation „Eulennest“, die sie leitet. In dem Umschlagplatz für die Hilfsgüter aus Südhessen, einem früheren Weinkeller, werden die Sachspenden abgeladen und an Bedürftige in der Region und in anderen Teilen des Landes abgegeben. Anerkennende Worte fand sie zudem für das mit PDUM-Hilfe errichtete Informations-, Bildungs- und Begegnungszentrum im Stadtkern von Uzhhorod. Gerade jetzt während des Krieges ermögliche es die dringend notwendige Beratung und Betreuung der von Kriegserlebnissen erschütterten Binnenflüchtlinge und vermittle Kindern und Jugendlichen in speziellen Treffs und Workshops eine neue Lebensperspektive.

 

Ehrungen

Verdienste zu würdigen darf auf einer Festveranstaltung erwartet werden und fehlte auch auf dieser nicht. Besonderer Dank galt der Griesheimerin Andrea Müller, die dem PDUM vor zwei Jahren spontan ihre Immobilie, den früheren und seit langem leerstehenden Supermarkt, kostenfrei als Standort für die Hilfssammlungen zur Verfügung stellte. Der Verein hatte zuvor wochenlang nach einem solchen Platz gesucht und fand hier mit der großen Halle, nützlichen Nebenräumen, einer kleinen Küche, einem geräumigen Parkplatz und einer Laderampe ideale Bedingungen vor. Im Namen des PDUM bedankte sich der neue Vorsitzende Jochen Partsch bei Andrea Müller mit einem Blumenstrauß.

 

Urkunden hatte Dr. Viktoriya Syno für den scheidenden und den neuen Vorsitzenden, Dr. h. c. Ulrich Wissmann und Jochen Partsch, mitgebracht. Auch bei den Griesheimer Helfern Georg Braun, Werner Kolmer und Klaus Plichta bedankte sie sich im Namen der Stadt Uzhhorod, der Hilfsorganisation „Eulennest“ und des PVUD für die tatkräftige Unterstützung.

 

Geselliger Ausklang

Dem offiziellen Teil folgte der kulinarische Genuss am reichhaltigen Büffet, für das die Crew vom Café Nimmersatt in Darmstadt-Eberstadt, eine Einrichtung der Beschäftigungsinitiative baff, schmackhaft und umsichtig sorgte. Noch lange blieben viele Gäste beisammen und nutzten die Gelegenheit zu Gesprächen mit Gleichgesinnten und den Freunden aus der Ukraine. Der beste Beweis für eine gelungene Veranstaltung. Übrigens: Wer die Geschichte des PDUM, der als Deutsch-ukrainischer Freundeskreis DUFK gestartet ist, nachlesen möchte, kann dies in der Jubiläumsbroschüre tun. Gedruckt liegt sie im Verein, online demnächst hier.

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